Telefon, vormittags, 11.30 Uhr
„Hallo?“
„Könnte ich bitte Frau Schrader sprechen?“
„Ja.“
„Entschuldigen Sie, könnte ich bitte Frau Schrader sprechen?“
„Ich bin dran.“
„Gut. Guten Tag. Sie haben an einem Online-Gewinnspiel teilgenommen.“
„Moment, das stimmt nicht. Hab ich nicht.“
„Doch online. Da haben Sie ein automatisiertes Formular ausgefüllt, das Ihnen angezeigt wurde.“
„Daran kann ich mich nicht erinnern. Muss ja ewig her sein.“
„Ja, kann sein. Wir haben Sie einmal im Topf drin und dann bleiben sie da auch und werden immer wieder herausgezogen. Und nun sind Sie unter den 20, die gewonnen haben.“
„Hm. Ach, lassen Sie mal. Sie können mich gern aus dem Topf herausnehmen.“
„Na, Sie wollen doch sicher Ihren Gewinn. 500 Euro schicken wir Ihnen als Gutschein nach Hause.“
„Danke, sehr nett. Aber ich will den Gewinn nicht.“
„Wie bitte? Sie kriegen ihn direkt nach Hause geschickt.“
„Wissen Sie was? Ich schenke Ihnen den Gewinn. Sie kriegen meine 500 Euro.“
„Das geht nicht.“
„Warum nicht? Ich will Ihnen eine Freude machen und ihn an Sie weitergeben.“
„Ich darf das nicht.“
„Dann schicken Sie ihn an jemanden, den Sie gern haben mit einem schönen Gruß von mir.“
„Sie wollen doch Ihren Preis haben. Es ist Ihr Preis.“
„Nein, ich will ihn weitergeben. Wenn Sie ihn nicht wollen, ziehen Sie doch das nächste Los aus dem Topf, aus dem man einmal drinnen, nicht wieder raus kann.“
„Das geht nicht.“
„Warum nicht? Ich will heute Gutes tun.“
„Sie können das Geld doch spenden. Dann können Sie Gutes tun. Wir schicken den Gutschein dann. Oder sie behalten ihn eben doch.“
„Ich brauche kein Geld, wirklich nicht. Ich habe genug davon. Mir reicht das.“
„Also wollen Sie den Gutschein nicht, auch nicht die anderen Unterlagen?“
„Unterlagen? Nein. Nichts. Nichts davon. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Machen Sie das Beste daraus und danke für das Angebot.“
„Alles klar. Wiederhören.“